Gottesdienst zur Vernissage - Kreuzkirche Lüneburg

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Gottesdienst zur Vernissage

Veranstaltungen
14.01.2018, 2. Sonntag nach Epiphanias    Pastor Skowron, anschließend . Vernissage Kerstin Carbow- " Lichtspuren - Wege nach innen"

Präludium
Begrüßung:
Herzlich willkommen … Gemeinde + Kerstin Carbow mit Ehemann Ekkehard.
Ich freue mich, dass Sie, liebe Frau Carbow, gern bereit waren, Ihre Bilder bei uns auszustellen.
 
Dieser Gottesdienst führt hin zu Ihrer Ausstellung, die unmittelbar nach dem Gottesdienst offiziell eröffnet wird. Wir sind froh, dass wir schon in den vergangenen Tagen seit Weihnachten die Bilder betrachten durften. So haben – zumindest einige von uns – schon eigene wunderbare Eindrücke gesammelt. Sie führen mit Ihren Bildern an Quellen der Kraft heran, die man mit physischer Sehkraft nicht erkennt. Ich denke hierbei an das Bild, das wir gerade sehen. Natürlich wissen wir, dass die Sonne mit ihrer Energie eine Quelle der Kraft ist für die Natur und auch für unsere Seele. Dieses Bild aber führt uns weiter, weil es mit den Goldstrahlen die Sonne zum Symbol macht. Zum Symbol für die Schöpferkraft, für das Göttliche, für den Urgrund des Seins, für das „Licht der Welt“. Ist das Göttliche für uns eine Quelle der Kraft? Vom Morgen bis zum Abend? Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang?
456      Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang (Kanon)
Stille
Gebet
Gott, du Grund unseres Seins und Liebe aller Liebe, wir loben dich, weil du mit deinem Geist gegenwärtig bist in uns und um uns herum in allem, was lebendig ist. Wir danken dir für jede Inspiration, die unser Leben bereichert und erleuchtet. Wir bitten dich: Stärke unsere Wachheit mit deinem hl. Geist.
Alles, was uns heute Morgen bewegt im Rückblick auf die Vergangenen Tage und in der Vorschau auf die kommenden Tage, alles, was uns bewegt, halten wir dir hin im persönlichen stillen Gebet:
…. Herr, wir danken dir, dass unsere Herzensanliegen bei dir gut aufgehoben sind und dass du uns schenkst, was wir brauchen, um in deinem Geiste zu leben. Amen
 
kurze Betrachtungen zum Bild 1 + 2
 
Die Sonne und der Mond, Himmel und Erde, Gott und Mensch, Leben und Tod haben Einfluss auf unser Dasein. Dies erkennen wir, wenn wir nicht nur mit unseren physischen Augen, sondern mit den Augen unseres Herzens sehen. Wenn wir nicht materiell denken, sondern spirituell, wenn wir unseren Geist einsetzen, um uns auch geistlich zu orientieren und unsere Illusionen zu enttarnen. Bert Strebe schrieb am 6. Januar im Magazin der Lüneburger Landeszeitung, dass unsere Illusionen beispielsweise im Folgenden bestehen können: Wir verdienen ein Heidengeld für unsere Familie, „mit der wir dann wegen des Geldverdienens keine Zeit mehr verbringen.“ Oder wir verplempern die Zeit, die wir noch übrig haben, zusammen in einem Café und schauen dabei auf verschiedene Bildschirme. Holly Butcher, die im vergangenen Jahr im Alter von 27 an einer schweren und unheilbaren Krankheit starb, schrieb in ihrem Vermächtnis an ihre Familie und Freunde über die Illusionen: Wir halten das Leben für sicher, selbstverständlich und vorhersehbar, dabei ist es zerbrechlich, kostbar und unvorhersehbar. Jeder Tag sei ein Geschenk, auf keinen Tag habe man ein Anrecht. Sie möchte die Leser ihres Vermächtnis wachrütteln und fordert sie auf: Erinnert euch daran, dass zu einer guten Gesundheit mehr gehört als der Körper … kümmert euch darum, dass ihr euer geistiges, gefühlsmäßiges und spirituelles Glück findet. Dieses Wachrütteln durch Holly Butcher hat schon eine lange Tradition. Jesus sagte: Kehrt um. Und Buddha sprach vom Erwachen. Das Bild von Kerstin Carbow steht in dieser Tradition. Es führt uns vom Teil zum Ganzen, von Selbstbegrenztheit zur Offenheit, vom Krankmachenden zur Heilung, vom Starren auf das Unglück zum Staunen über die Geschenke des Augenblicks, vom materiellen Denken zum spirituellen Denken, vom Leben von dieser Welt zum Leben in dieser Welt, von dem, was Kraft abzieht, zu dem, was Kraft schenkt. Es ist kein dringlicher Appell wie bei Holly Butcher, sondern ein Verlocken- und Anziehenwollen durch die Intensität der Farben und klaren Formen. Jede und jeder kann still für sich beim Betrachten des Bildes der Frage nachgehen: Ruft mich etwas? Meldet sich eine Sehnsucht nach mehr Bewusstheit in mir? Eine Sehnsucht, das Anhaften an Denk- und Besitzstrukturen loszulassen und stattdessen sich verbunden zu fühlen mit allem „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“?
Meine Hoffnung und meine Freude (Liedblatt)
Stille
Textlesung aus Joh 1:
Joh 1, 4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. … 14 …. Wir selbst haben seine göttliche Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit, wie sie Gott nur seinem einzigen Sohn gibt. In ihm sind Gottes Gnade und Wahrheit zu uns gekommen. 15 Johannes wies immer wieder auf ihn hin. »Diesen habe ich gemeint«, rief er, »wenn ich sagte: ›Nach mir wird einer kommen, der weit über mir steht. …. ‹« 16 Aus seinem göttlichen Reichtum hat er uns immer wieder mit seiner grenzenlosen Liebe beschenkt. 17 Durch Mose gab uns Gott das Gesetz mit seinen Forderungen, aber nun ist uns durch Jesus Christus seine Gnade und Wahrheit begegnet.
 
Kurze Betrachtung zu Bild 3:
Ruft mich etwas? So habe ich vorhin gefragt. Ruft mich etwas aus meinem Alltag heraus? Scheint ein Licht auf meinen Weg? Berührt mich eine Sehnsucht nach bewussterem Leben, nach Ankommen im Ganzen, nach Liebe zum Göttlichen?
Es muss nicht gleich etwas Religiöses sein, das mich ruft. Es kann schlicht das Gefühl der Verbundenheit mit jeder Kreatur in der Natur sein; eine Verbundenheit, die tiefer werden will und nach einer Vorstellung fragt: Wer hat all dies erschaffen? Oder philosophischer ausgedrückt: Was ist der Urgrund dieses Seins um mich herum und in mir?
Mit einer Antwort kommt man allein bis zu einem gewissen Punkt. Aber dann – ab der nächsten Stufe, wenn man sie denn betreten will - … ab der nächsten Stufe braucht es die gemeinsame Reise, damit sich uns mehr Türen öffnen auf dem Weg des Erwachens. Im Zen-Buddhismus wendet man sich an einen Lehrer oder eine Lehrerin. In unserer christlichen Religion ist das gemeinsame Suchen und Forschen in einer Gemeinde der „Lehrer“.
Die Gemeinde öffnet ihre Türen für Menschen, in dem sie nichts erwartet, aber alles gibt. Alles gibt, so wie Jesus alles gab. Wir hörten in der Lesung: seine Liebe war grenzenlos. Mit seiner Wahrheit  hat er religiöse Gesetze und Forderungen aufgehoben, wenn sie nicht mehr dem Leben im Leben dienten. Seine Gnade war wie Geschenke: Geschenke der Aufmerksamkeit, des Zuhörens, des Heilens, er predigte Vertrauen statt Reglement und Kontrolle, Offenheit statt auf das I-Tüpfelchen des Buchstabens zu setzen, gegen Angst hat er die Herzensliebe gestellt. Damit hat er Türen geöffnet und allen gezeigt, wie man sein Herz weitet für Suchende. So auch wir als Gemeinde. Wir öffnen alle unsere Türen in der Kreuzkirchengemeinde und zeigen, wie wir unser Herz geweitet haben für Menschen mit ihren lauten oder stillen Fragen. Diese Haltung und Absicht haben Zisterzienser Mönche in die Worte gefasst: Porta patet, cor magis: Die Tür ist weit geöffnet, das Herz umso mehr. Kerstin Carbow hat diesen Satz übernommen. In ihrem Bild ist eine Tür angedeutet und am unteren Bildrand erkennt man den Zuspruch „Porta patet, cor magis“. Rot gilt vielen Menschen als Farbe der Liebe, orange ist in religiöser Hinsicht verstanden die Farbe der Heilung. Heilung kommt aus der Liebe und dem Licht, welches mit seinem Gelb ja Bestandteil der Farbe orange ist. Liebe und Licht braucht es, um heil zu werden, um ganz zu werden, um Schicksalsschläge zu tragen, um Antworten auf wichtige Lebensfragen zu finden. Liebe erfahren wir durch ein Gegenüber: durch einen oder mehrere Menschen, die ihr Herz weit geöffnet haben; Liebe erfahren wir durch Gott, der sein Herz mit dem Kommen des Christus weit geöffnet hat. Er ist das Licht, das auf unseren Weg scheint; er kann das Licht sein, das unser Herz und unseren Geist erleuchtet.
603      Ins Wasser fällt ein Stein
Stille
Textlesung aus Joh 14:
Joh 14, 5 Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen? 6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. 8 Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. 9 Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht aus mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, der tut seine Werke.
 
Ausführlichere Betrachtung zu Bild 4:
Wir haben vorhin gehört: Christus ist das Licht, das auf unseren Weg scheint. Welchen Weg gehen wir? Fühlen wir uns wie in einem Irrgarten, in dem wir drei Schritte vorankommen, aber wieder 4 Schritte zurückgehen müssen, um aus einer Sackgasse einen anderen Weg einzuschlagen, der zumindest auf Sichtweite bis zu einer Biegung nicht endet? Danach aber wissen wir nicht, ob uns hinter der Biegung doch wieder eine Sackgasse erwartet? Wenn ja, dann müssen wir noch mehr Kraft aufbringen, um den Weg zurückzugehen und erneut eine andere Richtung einzuschlagen … .
 
Oder ist unser Weg wie ein Labyrinth? Der Weg in einem Labyrinth hat keine Sackgassen, sondern führt zur Mitte. Doch beim Gehen merkt man, dass man von der Richtung zur Mitte abkommt, weil der Weg wieder nach außen an den Rand des Labyrinthes führt. Erst ganz am Ende des Weges ist man in der Mitte angekommen.
 
Kerstin Carbow schenkt uns mit dem Labyrinth ein Bild, das ein religiöses Sinnbild ist für unseren Werdegang. Frau Carbow nutzt es bewusst als freies Symbol. Denn das Labyrinth gehört als Sinnbild zu keiner Konfession oder Religion. Dadurch kann jede und jeder das Bild aufgreifen, ohne erst eine Hürde überwinden zu müssen, die religiöse Rituale oder Glaubensvorstellungen auftürmen können. Mit anderen Worten: Frau Carbow öffnet Menschen mit dem Sinnbild Labyrinth  ein weites Tor. Über den Werdegang sagt das Labyrinth aus: Finde auf deinem Weg die Mitte. Deine Mitte. Deine Seele. Und bleibe im Kontakt mit deiner Seele: Ihrem seelischen Bedürfnis nach Sinn, ihrer Sehnsucht nach Beheimatung, ihrer Hingabefähigkeit für eine Aufgabe. Schau dir auch an den Innenwänden deiner Seele an, welche Bilder dort hängen: Bilder der Freude und der Trauer, sowohl Bilder der Enttäuschung, der Kränkung, des Schmerzes als auch Bilder der Heilung, des Mitgefühls, der Liebe, der Erfüllung. Alles ist deins, alles gehört zu dir. Nimm es an und schließe deinen Frieden mit allem. Nimm die Kraft dazu aus Gott. Nimm die Kraft dazu aus seiner Liebe. Aus seinem Frieden. Aus seiner Versöhnung. Aus seiner Hoffnung. Aus seiner Auferstehung im Christus. Christus ist die Brücke zu dir selbst, zu anderen Menschen, zu Gott, der wie ein beschützender Vater und wie eine liebende Mutter ist. Christus ist der Weg zu dir selbst, der Weg zu anderen Menschen, der Weg zu Gott. Er sagt es ja auch selbst: Ich bin der Weg.
 
Nun tritt uns aber manchmal auf unserem Weg Angst entgegen. Sie sagt: Geh nicht den Weg zu dir selbst, zu anderen, zu Gott. Was sollst du auf diesem Weg finden, was sollst du besonders in deiner Mitte finden? Lenke dich lieber ab mit allem, was dich zerstreut und beruhigt. Denn du wirst da ein wildes Tier in dir entdecken. Einen Minotaurus, wie die Sprache der griechischen Mythologie es ausdrückt. Wenn die Angst  Jesu Begriffe nutzen würde, dann träfst du in deiner Mitte deine Dämonen.
 
Wenn die Angst schließlich in einem gläubigen Menschen siegt, dann wird er ein Dogmatiker. Also ein starrer Mensch, der an alles glaubt, solange es ihm nur Halt gibt. Und sei es auch eine noch so absurde religiöse Theorie wie beispielsweise, dass die Erde 6000 Jahre alt sei, weil Gott die Welt in 6 Tagen erschaffen habe und ein Tag bei Gott wie tausend Jahre sind. Ein starrer Mensch sieht nicht, dass er nur vor sich selbst flieht. Die eisern hochgehaltenen Werte und Lehren sollen im Grunde ihn selbst schützen vor seiner Angst. Aber das kann er nicht mehr wahrnehmen.
 
Das Sinnbild des Labyrinthes, das Kerstin Carbow uns vor Augen führt, macht Mut gegen die Angst. Es ist, als würde sie sagen, „Schau doch mal genau hin: In der Mitte steht kein wildes Tier, es lauert dort kein Dämon.“ In der Mitte des Labyrinthes ist Raum. Ein freier Raum. Der Freiraum für dich. Wenn man statt von der Mitte über die Seele spräche, könnte man entdecken: In der Seele lauert nichts auf dich. Sie ist deine beste Freundin. Selbst mit Träumen, die dich nachts ängstigen, will sie dir helfen. Entschlüssle die Symbole des Traumes und du findest die Kraft, deinen Weg zu gehen.
 
Ergänzend würde Christus sagen mit seinem unermesslichen Vertrauen in den himmlischen Vater: Vertrau IHM. Du verlierst dich nicht, wenn du deine Mitte findest, sondern du wirst ganz du selbst sein. Du wirst dich ganz geliebt fühlen. Als mein Bruder, als meine Schwester, … des Christus' Weggefährten. Amen
605      Jesus Christus, das Leben der Welt
Mitteilungen
70,1-3.6          Wie schön leuchtet der Morgenstern
Gebet + VU
Christus, du Hoffnung unserer Herzen, wir bitten dich: Erfülle uns mit deinem Geist des Vertrauens und der liebenden Hingabe.
Wir bitten dich um ein Erwachen in unserem Land hin zu mehr Bewusstheit und Demut.
Wir bitten dich um Mut für alle politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträger, dass sie sich nicht von persönlichem Erfolg leiten lassen, sondern vom Dienst am Menschen.
Wie du es uns ans Herz gelegt hast, beten wir:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Segen
Ekkehard Carbow: "für Alina" von Arvo Pärt 
Wortbeiträge zur Eröffnung der Ausstellung
Gang zu den Bildern öffnen mit E-dur op. 19, Nr. 1 von Mendelssohn (Ekkehard Carbow) 
 
Bilder: Kerstin Carbow
alle Rechte vorbehalten!
 ,
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü